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Gespräch/Lesung: N. Münster über seinen Vater Arnold Münster, ehem. Präsident der DFG
31. August 2021 • 19:00 Uhr
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Vortrag/Lesung auf Deutsch von Nikolaus Münster über seinen Vater, Arnold Münster, der in den 1970er-Jahren Präsident der DFG Frankfurt war.
„Acht Jahre Haft unter dem Hakenkreuz: Zwischen Widerstand und Lebenshunger“
Arnold Münster, der Vater des Autors, war der führende Kopf einer Widerstandsgruppe in Münster, wurde 1935 verhaftet und zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Weil die Nazis den hochqualifizierten Wissenschaftler in der Forschung benötigten, begnadigte Reichsführer SS Heinrich Himmler ihn. Im Krieg heiratet er in den rauchenden Trümmern Frankfurts Lilly Curtius. Sie trennt sich zuvor von ihrer großen Liebe, einem nationalsozialistischen Klinikdirektor in Heidelberg. Arnold Münster hat über seine Vergangenheit stets den Mantel des Schweigens ausgebreitet. Erst vor wenigen Jahren hat ein Forscher in Münster die Hintergründe und Zusammenhänge dargestellt. Dies war dann der Anlass, mit der Sichtung aller noch vorhandenen Familien-Dokumente die Geschichte des gegensätzlichen Paares aufzuarbeiten: Er der Widerstandskämpfer – sie die Wegseherin. So entstand für den Autor erstmals ein umfassendes Bild seines Vaters.
„Man könnte meinen, hier geht es um Privates. Aber dem ist nicht so. … Wie durch ein Brennglas wird sichtbar, wie der Nationalsozialismus individuelle Schicksale bestimmt hat, aber etwa auch wie alte Seilschaften im Nachkriegsdeutschland weiter hielten. … Er hat es bestimmt nicht darauf abgesehen, aber er schrieb zudem eine kurze Geschichte des deutschen Bürgertums, für das die Familien Münster und Curtius nachgerade exemplarisch stehen. … Das liest sich ungemein spannend. Und geht alle an, die etwas über die Tiefenschichten des anhaltenden deutschen Unbehagens erfahren möchten.“
Michael Hierholzer, FAZ vom 1.3.2021